Selbstbewusstsein und Bewusstsein: Was bedeutet es wirklich, sich selbst bewusst zu sein?
Selbstbewusstsein wird oft als äusserliches Zeichen von Stärke und Überzeugung wahrgenommen. Doch wahres Selbstbewusstsein geht tiefer – es kommt von innen. Es bedeutet, sich seiner selbst bewusst zu sein: seine Lebensgeschichte zu kennen, seine Angewohnheiten und Überzeugungen zu hinterfragen und wirkliches Hinschauen zu üben.
Warum handeln wir so, wie wir handeln? Warum erleben wir bestimmte Situationen immer wieder? Warum reagieren wir oft auf ähnliche Weise? Diese Fragen sind zentral, wenn es darum geht, echtes Bewusstsein und damit wahres Selbstbewusstsein zu entwickeln.
Der Ursprung unseres Bewusstseins
Wissenschaftlich betrachtet, entwickeln wir zum Ende unseres zweiten Lebensjahres ein Bewusstsein für uns selbst. Wir erkennen uns im Spiegel, beginnen zu verstehen, dass wir Entscheidungen treffen und Dinge selbst tun können. Ab diesem Punkt fangen wir an, die Welt um uns herum zu erkunden, Freundschaften zu schliessen und unseren Platz in der Gesellschaft zu finden. Jede Erfahrung, ob sie bedeutend scheint oder nicht, formt unser Weltbild, unseren Charakter und unser Selbstbewusstsein.
Kinder lernen viel durch Nachahmung, indem sie ihre Umgebung aufmerksam beobachten und Verhaltensweisen übernehmen. Eltern sind dabei ihre größten Vorbilder; was sie tun, wird als richtig empfunden und unbewusst kopiert. Kinder glauben den Worten ihrer Eltern und handeln nach ihren Wünschen, weil das, was sie am meisten suchen, die Aufmerksamkeit und Liebe ihrer Eltern ist. Uns wird gesagt, wer wir sind, wie wir sein sollen, was man tut und was nicht. Diese Glaubenssätze – ob bestärkend oder einschränkend – tragen wir in uns, auch jene, die wir von unseren Eltern übernommen haben, und sie prägen unsere Lebensweise und unser Selbstbild.
Muster und Glaubenssätze
Von nun an reagieren wir in alltäglichen Situationen meist auf Basis unserer erlernten Überzeugungen und Glaubenssätze. Unser Gehirn sortiert diese Erfahrungen in Schubladen und gleicht neue Informationen damit ab. Oft agiert unser Unterbewusstsein automatisch, sodass wir stets aus unseren bisherigen Erfahrungen heraus reagieren. Das ist normal und sollte nicht verurteilt werden. Dennoch gibt es Interaktionen mit anderen Menschen, die uns unsere Muster spiegeln und uns zeigen, wo wir Themen haben, die uns nach wie vor verletzen – oft aus Kindheitserfahrungen heraus. Diese Trigger können zu Konflikten führen und uns irritieren, weil wir nicht verstehen, warum wir auf bestimmte Weise reagieren.
Bewusstsein als Schlüssel zur Veränderung
Hier kommt das Bewusstsein ins Spiel. Für das, was wir erlebt und erlernt haben, können wir nichts. Wir waren Kinder und haben das aufgenommen, was unser Umfeld uns vorgelebt hat. Doch die Verantwortung, die wir für unser Leben übernehmen, liegt bei uns selbst. Wir können hinschauen, auch wenn es wehtut, und uns fragen, welche unserer Glaubenssätze uns heute noch dienen. Anstatt die Augen vor uns selbst zu verschließen und zu sagen "So bin ich eben", können wir unser Potenzial freilegen, das oft von destruktiven Glaubenssätzen überlagert wird. Durch bewusstes Hinterfragen unseres Handelns, unserer Ansichten und Überzeugungen entwickeln wir wahres Selbstbewusstsein. Unser Leben wird leichter, wenn wir aufhören, krampfhaft alte Muster zu verteidigen, und stattdessen das zulassen, was wirklich zu uns passt. Einst verletzende Worte ziehen an uns vorbei, weil wir wissen, wer wir sind, und nicht länger auf die Bestätigung durch unser Umfeld angewiesen sind.
Der Weg zu einem neuen Selbst
Die ersten Schritte auf diesem Weg sind anfangs unglaublich schwer. Es kann beängstigend sein, das eigene Ich zu verändern, besonders wenn wir viele Jahre so gelebt haben, wie es unser Umfeld von uns erwartet. Wir treten heraus aus unserer Comortzone, aber Veränderung ist notwendig, um ein authentisches und erfülltes Leben zu führen.
Ein passendes Zitat von Brianna Wiest aus ihrem Buch The Mountain is You lautet:
"Your new life is going to cost you your old one.
It’s going to cost you your comfort zone and your sense of direction.
It’s going to cost you relationships and friends.
It’s going to cost you being liked and understood.
It doesn’t matter.
The people who are meant for you are going to meet you on the other side. You’re going to build a new comfort zone around the things that actually move you forward. Instead of being liked, you’re going to be loved. Instead of being understood, you’re going to be seen.
All you’re going to lose is what was built for a person you no longer are."
Noch während diesem Prozess wirst du wahrscheinlich starken Gegenwind aus deinem Umfeld erfahren. Veränderung fordert auch Veränderungen in unserem Umfeld, und viele Menschen sind darauf (noch) nicht vorbereitet. Aussagen wie "Früher hast du das aber auch gemacht" oder "Warum sagst du jetzt plötzlich nein dazu?" werden keine Seltenheit sein. Diese Herausforderungen sind Prüfungen, die uns helfen, zu uns selbst zu stehen, alte Muster und Beziehungen loszulassen und unser wahres Selbst zu leben.
Es ist wichtig, dass wir lernen, klare Grenzen zu setzen und diese auch gegenüber anderen zu verteidigen. Es ist dein Leben, und nur du entscheidest, was du zulassen möchtest und was nicht.
Der Weg zu mehr Bewusstsein und Selbstbewusstsein ist für jeden Menschen einzigartig. Es bringt nichts, deinen Weg mit dem anderer zu vergleichen. Niemand hat das gleiche Leben wie du, niemand hat die gleichen Erfahrungen gemacht. Jedoch kann es immer wertvoll sein sich mit anderen Menschen auszutauschen, neue Sichtweisen und Herangehensweisen kennen zu lernen. Nimm davon mit was dich weiter bringt und bleibe bei deiner persönlichen Wahrheit.
Der Austausch als wertvolle Ressource
Der Weg zu mehr Bewusstsein und Selbstbewusstsein ist für jeden Menschen einzigartig. Es bringt nichts, deinen Weg mit dem anderer zu vergleichen. Niemand hat das gleiche Leben wie du, niemand hat die gleichen Erfahrungen gemacht. Jedoch kann es immer wertvoll sein, sich mit anderen Menschen auszutauschen, neue Sichtweisen und Herangehensweisen kennenzulernen. Nimm davon mit, was dich weiterbringt, und bleibe bei deiner persönlichen Wahrheit. Dasselbe gilt für Bücher, Videos und andere Ressourcen – nimm das auf, was dir hilft, und lass den Rest los.
Inspiration für deinen Weg
Für einen ersten Denkanstoss hier ein paar Inspirationen:
Do You Know who You Are? - Bob Proctor
Bob Proctor spricht über die transformative Kraft des Denkens und wie unsere geistige Einstellung die Fähigkeit hat, unser Leben und unsere Realität zu gestalten.
Die Mitternachtsbibliothek von Matt Haig
Matt Haigs Roman lädt dazu ein, das eigene Leben zu hinterfragen, indem er aufzeigt, wie unterschiedliche Entscheidungen unser Dasein formen könnten.
Bewusstsein von Osho
Oshos Bewusstsein ist eine tiefgründige Auseinandersetzung mit dem menschlichen Geist, die dazu anregt, das eigene Bewusstsein zu erforschen und einen bewussteren Lebensweg zu beschreiten.
Der Elternkompass von Nicola Schmidt
Das Buch bietet wertvolle Erkenntnisse, die dabei helfen, durch das Verständnis der kindlichen Entwicklung die eigene Kindheit und damit sich selbst besser zu verstehen.
Das Buch, von dem du dir wünschst, deine Eltern hätten es gelesen von Philippa Perry
Philippa Perry verrät, wie wir schmerzliche Erfahrungen aus der eigenen Kindheit nicht weitergeben, sondern heilen.